Artikel aus dem Sonntag Morgenmagazin vom 05. Juni 2011
Wetzlar/Kapstadt. Ein Könner auf dem Sattel und ein Könner hinter der Kamera. Die beeindruckende Kulisse der City von Kapstadt, die Container am Hafen. Der Ozean, die großartige Natur. Alles ist angerichtet für einen einzigartigen Film. Die Könner, das sind der unfassbare Danny MacAskill auf dem kleinen Fahrrad, und der Profifotograf Maik Scharfscheer ist in diesem Fall der Regisseur. Die kongeniale Musik dazu hat der Hüttenberger Gino Riccitelli produziert.
Zwischen zwei Autobahnbrücken klafft ein dreißig Meter tiefer Spalt. Danny balanciert sein Rad ein Stück auf dem schmalen Geländer. Dann macht er einen Satz und ist auf der anderen Seite. Atemberaubend! Ein riesen großes Haus. Das winzig kleine Fahrrad hoch oben am Rand des Flachdachs, eine Pirouette drehend. Oder in schwindelerregender Höhe auf einem Felsen. Am Abgrund einer Schlucht. Du denkst: Der stürzt gleich ab. Blödsinn! Plötzlich verschwindet er – in einem Aufzug. Eine runde Komposition aus Action, Spannung und Emotion, garniert mit einem kleinen Schuss Humor. »Das ist eine meiner bisher wichtigsten Arbeiten. Und ich glaube, ich kann schon stolz darauf sein«, ist sich Maik Scharfscheer sicher. Der Erfolg im Internet zeigt es. Auf Youtube hatte der Streifen »Danny MacAskill plays Capetown«, den der Wetzlarer für die neue V-LUX 30 von Leica produziert hat, vor einer Woche noch 60.000 Aufrufe. Inzwischen sind es schon mehr als das Doppelte. Und es werden jeden Tag mehr. Auch ein »Making of« von diesem Video kann auf der Internet- Plattform unter Maik Scharfscheer aufgerufen werden.
Doch wer ist dieser Danny Mac-Askill? Er zählt zu den besten Bike-Trial Fahrern der Welt, ist Stuntman, und seine Filme sind Kult. 2009 kam das erste, etwas über fünf Minuten lange Video »Inspired Bicycles« ins Netz und wurde innerhalb der nächsten zwei Tage 350.000 aufgerufen. Inzwischen überschritt die Zuschauerzahl laut Wikipedia die 23 Millionen.
Maik zu den Dreharbeiten mit dem 26-Jährigen: »Danny ist ein völlig natürlicher unkomplizierter Typ, ohne irgendwelche Allüren. Ein absoluter Profi.« Die Zusammenarbeit mit dem rothaarigen Schotten sei äußerst angenehm und kooperativ gewesen. »Das ganze Team hat den Atem angehalten, als er die Nummer auf der Autobahn machte«, ist Maik die Szene am berüchtigten »Cut Off Highway« noch in lebendiger Erinnerung.
Maik Scharfscheer, der schon vorher einige kleinere Regiearbeiten übernommen hatte, reist beinahe jedes Jahr nach Südafrika. »Weil es keine Zeitverschiebung gibt. Weil dort Sommer ist, wenn ich ihn im Winter brauche.« Für die Werbekampagne eines großen Kaffeerösters pflügte er zusammen mit Freestyle-Profis auf eigenen Skiern durch den Schweizer Tiefschnee. Zurzeit ist er im Auftrag eines Industriegiganten in Indien, anschließend in Schottland unterwegs. Kein Kontinent, den er nicht bereist hat. Die Anfragen häufen sich gerade in 2011, und seine Auftraggeber profitieren von dem reichen Erfahrungsschatz des 1964 geborenen Maik Scharfscheer. Zu seinen größten Erfolgen gehört die mit wichtigen Preisen ausgezeichnete Leica M9- Kampagne. Maik fotografierte im nationalen Trainingszentrum der kubanischen Boxer in Havanna. Es entstanden Aufnahmen, die unter die Haut gehen. Darin kommt der unbedingte Wille dieser jungen Sportler zum Ausdruck, die für Ruhm und Ehre alles geben und nichts auf das große Geld.
Valentin Gerstberger
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